Die dritte Schwangerschaft – oder wie mein Business entstand

Blumen begleiteten mich auch in den ersten Schwangerschaften.

Denke ich an die letzten Monate, so fühlt es sich an, als ob ich ein drittes Mal schwanger gewesen wäre. Von den ersten leisen und vorsichtigen Wunschgedanken noch ein drittes Baby zu bekommen, begleitet mit der sofortigen Reaktion „Will ich mir das jetzt auch noch antun? Habe ich nicht schon genug zu tun, um allen Bedürfnissen in der Familie gerecht zu werden? Wir möchten doch sooo gerne einfach Alltag haben.“ und dem schleichenden Prozess, diese Idee zuzulassen. Bis ich, ups, schwanger wurde. Nur einmal erwähnte ich es als verrückte Idee, wirklich nur einen Moment lang, kurz bevor wir abends das Licht löschten. Doch der Gedanke war ausgesprochen und gesprochene Worte haben Macht. Mit der Schwangerschaft einher gingen auch dieses Mal Wehwehchen und scheinbare Schwangerschafskomplikationen. Wie sage ich es meiner Familie, meinem Mann, wo soll das Baby denn in unserem Haus wohnen, wie wird unser Alltag aussehen? Die Kosten, die damit verbunden sind! Und doch: Am Ende kam das kleine Wunder so schnell wie meine ersten beiden Kinder auf die Welt.

Von der Vorahnung

An meinem 29. Geburtstag erklärte ich meiner Mama, dass ich diese Vorahnung habe, dass das kommende Jahr besonders werden wird. Ich hatte Recht. Ein tiefer innerer Wunsch ließ mich mit dem Thema Berufung beschäftigen. Im Nachgang glaube ich, dass Gott mir diese Sehnsucht nach Mehr in mein Herz legte und der Heilige Geist mir – überspitzt gesagt, wie bei Maria – meine dritte Schwangerschaft einbrachte. Doch zurück: Vor einem Jahr beschloss ich mich in Geduld zu üben und gestattete der inneren Stimme Freiraum sich zu entfalten. Dabei entdeckte mich die Werbung der Lass es leuchten-Kongresse von Jennifer Pepper. Während des gesamten Frühsommers ergriff ich die Chance mich mehr mit dem zu beschäftigen, das Gott in mich über meine bisherige Lebenszeit hineingelegt hat. Ich nahm mir Zeit, ließ Gehörtes und Gelesenes wirken, schrieb auf, verwarf und begann von Neuem. Und irgendwann, ganz heimlich, wurde ich dabei schwanger. Wir nahmen es noch gar nicht war.

Junge oder Mädchen?

Wir entschieden uns als Paar gemeinsam für das dritte Kind, waren uns jedoch nicht bewusst, wie stark dieses unseren Alltag bestimmen wird. Schon Ende April 2022 unterschrieb ich meinen Weiterbildungsvertrag zum Elterncoach und Kursleiterin von Zauberhafte Babyhände®. Ich wusste nicht, wohin mich diese Entscheidung führen wird. Ich wusste nur, dass ich nach meiner Elternzeit (Anfang Januar 2023) neben meiner Haupttätigkeit als Versicherungsberaterin zusätzlich etwas tun wollte, um die Welt mit meinen Möglichkeiten etwas besser zu machen.

Bis zu diesem Zeitpunkt schlugen zwei Herzen in meiner Brust. Zum einen die Frühpädagogik und zum anderen der Garten. Ich wollte keines dieser kleinen Herzen abstoßen, beide waren mir wertvoll. Noch im Vorgespräch zur Weiterbildung mit Kelly Malottke, der Gründerin von Zauberhafte Babyhände®, erklärte ich mein Dilemma. Übersetzt: Ich war mir nicht sicher, ob ich mir ein Mädchen oder ein Junge wünschen sollte. Obwohl ich mich für die Weiterbildung in der Frühpädagogik entschied, hatte ich bis zum Ausbildungsbeginn im September noch viele schräge Ideen – neben Blumenanbau-Onlinekursen bewarb ich mich als völlige Quereinsteigerin bei einem Start-Up für nachhaltige Kinderausstattung und kam sogar in die engste Auswahl. Ja, ich nahm mir die Zeit, Ideen auszuloten, zu visualisieren, zu durchdenken und zu verwerfen. Vor allem Steffi von Commit! hielt mir mit ihrer Begleitung während der Commit & Rise!-Challenge auf Instagram vor Augen, dass meine Ideen für ein wirkliches Angebot damals noch nicht reif waren.

Sollte ich mich auf die Geburt eines Mädchens oder doch die eines Jungens vorbereiten? Mein Herz hüpfte bei beiden Gedanken. Doch überall hieß es, es sei wichtig sich zu fokussieren. Zu blöd, dass die Menschheit das Geschlecht eines Kindes am Ende nicht bestimmen kann, sondern diese Entscheidung bei Gott liegt.

Es bewegt sich etwas

Juli 2022. Wir beteten. Legten unserem Vater im Himmel unsere Gefühle, Gedanken und Fragen vor. Und erklärten, dass wir alles aus seiner Hand nähmen, egal was komme. Dann verließ ich das Haus und fuhr zu meiner Arbeitsstelle, um hier über meine Rückkehr zu sprechen. Während des Gespräches war alles gut. Wir besprachen dieses und jenes und ich hatte eine vage Vorstellung von dem, was auf mich zukommen würde. Erst bei der Heimfahrt bemerkte ich, dass diese Zukunft sich nicht richtig anfühlte. In mir zog sich etwas zusammen, wenn ich an die Arbeitszeiten, meine Tätigkeiten und an das Familien-Management dachte. Es verwunderte mich, denn vor der Geburt meiner Tochter hatte ich diese Arbeit gerne ausgefüllt und ich fühlte mich im Team angenommen. Doch jetzt, da ich schwanger war und es keinen Weg zurückgab, stand das mir angebotene Lebensmodell disharmonisch zu meiner inneren Zukunftsmusik. Zuhause fühlte ich in mich hinein – ja, doch, da war etwas in mir. Da bewegte sich etwas. Und auch mein Partner konnte die kleinen Tritte spüren. Der Moment war gekommen: die Anzeichen der Schwangerschaft waren nicht mehr zu verheimlichen.

Die ersten Wehwehchen

Auch wenn es heißt, dass das zweite Trimester einer Schwangerschaft das entspannteste ist, begannen für mich zu diesem Zeitpunkt die Wehwehchen. Mit dem Bewusstwerden einer möglichen Selbstständigkeit, wurde mir zeitgleich gewahr, dass ich enttäuschen werde. Vor allem meinen Arbeitgeber, der mit meiner Rückkehr rechnete und auf meine Arbeitskraft baute. Das bestürzte mich. Ich wollte nicht enttäuschen, wollte loyal und verlässlich sein. Wie sollte ich vorgehen? Sollte ich offen und ehrlich mit ihm umgehen oder erst arbeiten gehen und meine Schwangerschaft verheimlichen und ihm wenige Monate später das Kind präsentieren? Nein, das fand ich nicht fair. Einer meiner Werte ist Ehrlichkeit. Daher war ich ehrlich und kündigte. Traurig, enttäuschend. Für unsere Familie aber die richtige Entscheidung.

„Das zeigte mir, dass ich keine Wahl mehr hatte, ich konnte nicht mehr zurück. Ich konnte nicht mehr so tun, als käme ich um diesen Prozess der Veränderung herum oder könnte gar zurückgehen. Was habe ich dann gemacht? – Ich habe mich darauf eingelassen und durfte erleben, wie sich nach dem Veränderungsprozess Gottes Leichtigkeit anfühlt.“

Mokosch, Jeannette, (2022), Dein blühendes Zuhause – Lass dein Leben Blüten tragen, SCM, S.34

Doch keine Schwangerschaftskomplikationen

Anlass meiner Entscheidung All in zu gehen und nicht nur nebenberuflich zu starten, war letztendlich ein großer Knall in meiner Familie, drei Tage vor meinem Rückkehrgespräch: unerwartet, plötzlich, schmerzhaft. Die persönliche Ebene lasse ich jetzt aus, aber auf dem Weg zu meiner beruflichen Zukunft empfand ich (egoistischer Weise) diesen Knall als heftige Schwangerschaftskomplikation. Ich heulte, ich schimpfte, ich war beleidigt. Warum wendete sich mein Leben? Warum wurde jetzt vieles kompliziert? Ich verstand die Welt nicht mehr und noch weniger Gottes Wege. Diese Komplikationen traten in den nächsten Monaten wiederholend auf, bis zu persönlichen Gesprächen vor Weihnachten. Dann endlich besann ich mich:

„Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!“

Philipper 4, 4

Dieser Bibelvers war mir bereits ein nützlicher Arschtritt nach der Geburt meines Sohnes, als ich mich über Tage hinweg bejammerte und beklagte. Ja, mir gefiel die neue Situation in unserer Familie nicht und ich hätte auf diese Wendung getrost verzichten können. Doch ich erkannte: für meine dritte Schwangerschaft war das alles keine Komplikation, sondern sie führte dazu, dass das Kind sich (schmerzhafter als erhofft) in die Geburtsposition drehte.

Die Beichte vor Familie und Freunden

Die Zeit um meinen 30. Geburtstag nutzte ich als Anlass, den wichtigsten Menschen in meinem Leben in meine Ideen einzuweihen. Auch wenn teilweise hinterfragende Kommentare auftraten, wurde ich vor allem beglückwünscht und ermutigt. Diese Beichte führte mir die bevorstehende Zeit immer mehr vor Augen und ich spürte eine zunehmende Matreszenz. Wie bei einer Erstgebärenden sog ich alle Informationen zum Thema Geburt, Erstausstattung, Erziehung, Elternzeit und Mutterwerden auf. Nur bezogen auf das Business.

Die Namensfindung

Dann kam dieser Moment – ich musste mich für einen Namen entscheiden. Für eine Vision, für mein Warum, für mein Standing und für das, für was ich stehen möchte. Du fragst dich, was es wurde? Ein Mädchen oder ein Junge? Ich sage dir: ein Kind. Ein Kind, dass nicht zwei Herzen hat, sondern beide vereint. Mit der Drehung in die Geburtsposition wurde mir deutlich, dass es weder die Frühpädagogik, noch die Gartenarbeit ist, die mich antreiben. Sondern ein nachhaltiges Miteinander. Durch Kommunikation. Durch Freude und Freiheit. Jetzt mit Namen, sah ich mein Kind zum ersten Mal im 3D-Ultraschall vor mir – und ich begann davon zu träumen, wie es strampelt, gluckst und lacht und mit Selbstbewusstsein aufwächst.

Die Anfangszeit mit Baby ist verzaubernd.

Neun Monate später

Neun Monate nach meiner Entscheidung zur Weiterbildung als Elterncoach und Eltern-Kind-Kursleitung machte ich die Geburt offiziell: Ich saß beim Arbeitsamt und erklärte mein Vorhaben. Nein, ich möchte mich nicht bewerben, nein, niemand muss mich weitervermitteln. Mein Kopf rauchte vor Ideen. Ich startete mit einem Kleingewerbe als Nebentätigkeit. Um meine Ideen nachhaltig aufzubauen, langfristig gedacht, in die Tiefe gehend und trotzdem ins Machen zu kommen.

Bis zu diesem Gespräch in zwei Meter Entfernung, in dem es am Ende über Gründungszuschuss und Diversität in der Selbstständigkeit ging, schlossen sich die Kreise. Machte auf einmal alles Sinn. Ich merkte: Ja, mein Baby ist geboren. Neun Monate lang ging die Schwangerschaft und die Entbindung war schnell und unkompliziert.

Jetzt, drei Monate später, lernen wir uns kennen und lieben. Ich möchte mein Baby nicht mehr missen. Immer wieder überkommt mich ein wohliges Gefühl und es zieht in meiner Brust: Ja, dieses Kind war überraschend, aber die richtige Entscheidung. Ich danke Gott. Ich danke ihm, dass er uns als Familie begleitet. Dass er uns zeigt, wie wir uns alle gemeinsam in diesem neuen Alltag finden. Denn es gibt schlaflose Nächte, in denen ich meinen Ideen freien Raum zur Entfaltung gebe, es gibt vieles zu organisieren (eine der ersten Postzustellungen nach Geburt kommt immer vom Finanzamt) und die Erstausstattung eines Kindes geht ans Geld.

In Elternzeit

Ich bin jetzt in Elternzeit. Nutze dieses erste Lebensjahr meines Babys zum Kennenlernen, zum Finden und Ausprobieren. Was bei den anderen Kindern funktioniert hat, muss nicht noch ein drittes Mal klappen. Das habe ich bereits beim ersten und beim zweiten Kind gelernt. Fehler und Ablehnungen sind da, um daraus zu lernen. So wie es Jesper Juuls betont, dass gute Eltern 20 Fehler am Tag machen, und schlechte gar keine (frei zitiert), hörte ich ebenso den Satz „Jedes Nein führt mich näher zum Ziel.“ Ich lasse mich nicht entmutigen, sondern möchte diese besondere Zeit des ersten Babyjahrs genießen. In dieser neuen Realität als gesamte Familie ankommen. Wie immer nehme ich mir für die Elternzeit zu viel vor und reduziere dann doch, auf das was zählt. Priorisierungen müssen definiert werden. Denn was ich auf keinen Fall sein will, ist das typische immer selbst und ständig.

Ich würde gerne wissen, wo ich in einem Jahr stehe. Die Vorfreude ist größer als die Unsicherheit. Wie wird sich alles entwickeln? Was werden wir in einem Jahr sagen? Bin ich eine gute Mutter? Ich weiß, meine leiblichen Kinder und auch mein Business-Baby sind ein Geschenk Gottes und ich wurde bereits jetzt reich belohnt.

„Auch Kinder sind ein Geschenk des HERRN; wer sie empfängt, wird damit reich belohnt. Die Söhne, die man im jungen Alter bekommt, sind wie Pfeile in der Hand eines Kriegers. Wer viele solcher Pfeile in seinem Köcher hat, der ist wirklich glücklich zu nennen! Seine Söhne werden ihm Recht verschaffen, wenn seine Feinde ihn vor Gericht anklagen.“

Psalm 127, 3-5 (HFA)

Ein Kommentar

  1. Liebe Marijtje,
    Danke fürs hinein nehmen in deine dritte „Schwangerschaft. So ein schönes und passendes Bild.
    Ich freue mich, dass ich ein bisschen davon mitbekommen darf und bin gespannt, was aus deinem Baby wird.
    Ganz herzliche Grüße,
    Judith

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert